Das Entschlüsseln des menschlichen Genomcodes wurde von Wissenschaftlern, beteiligten Biotechfirmen, Politikern und den Medien in den vergangenen Jahren als Event zelebriert. Der Trend läuft ungebrochen weiter. Der Gewinn des Wettlaufs um den ersten künstlichen Menschen wurde zeitweise von einem italienischen Arzt verkündet. Ein anderes Mal preisten US-amerikanische Unternehmen die gelungene Verschmelzung eines Zellhaufens, nannten es „Mensch“ und dementierten wiederum die Schaffung eines menschlichen Klones.

 

In der Arbeit HGP V6.1+2 behandelte Martin Wilhelm zwei Aspekte aus der weiten Welt der Genomforschung und -entwicklung.

 

Zum einen ist es in HÖREN (V6.1) die Mutation, ohne die es keine Entwicklung der Spezies gäbe.

Zwölf Menschen verschiedener Generationen wurden gebeten vorgegebene Texte, die ursprünglich aus sechs Pressenotizen bestanden, auf einen Anrufbeantworter zu sprechen. Mittels eines bestimmten Schemas verschmolzen die Texte miteinander und nach zweimaliger Wiederholung sind 36 Hörstücke entstanden. In der Zeit vom 1. Advent (2. Dezember 2001) bis zum Tag der Heiligen Drei Könige (6. Januar 2002) konnte jeweils ein Text pro Tag bei Anruf einer bestimmten Telefonnummer gehört werden.

 

Im selben Zeitraum wurde zwischen 19 und 21 Uhr am FENSTER der zweite Teil der Arbeit präsentiert. Im Lauf von 36 Tagen verwandelten sich 36 Inkjetprints von einem Fingerabdruck zu einem abstrakten Muster. Dabei anzunehmen, das Individuelle verschwände im Allgemeinen, greift zu kurz, thematisiert wurde das Gegenteil: Das entstandene Muster bleibt dem Einzelnen verhaftet und macht ihn so unverwechselbar wie seine DNA.

 

HÖREN und FENSTER waren in der Öffentlichkeit präsent. Doch analog der wissenschaftlichen Forschung vermochte dem Zuschauer bzw. -hörer die Erkenntnis kommen, daß das Überschreiten der Grenze zur Privatsphäre schnell unter der Oberfläche endet. Der Blick in die Tiefe des Raums, des Körpers wurde verwährt und die Kommunikation endete mit der Anhörung.

 

Zur Finissage am 6. Januar 2002 wurden 15 von 36 Blättern im Wohnraum

ausgestellt.

Zu den Inkjets gesellten sich zwei Leuchtquellen, die zum einen die Wintersonnenwende und zum anderen den Heiligen Abend repräsentierten.

Die Szenerie variierte die Arbeit „Fenster“.



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